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Mittwoch, 26. Januar 2011

Nr. 15

Guddn Tach!
Zum Einstieg hab ich mal etwas von den Yes Men!
Die haben sich mal Apple vorgenommen und in deren Namen ein neues iPhone angekündigt.
Zwei iPhones auf einer Homepage zeigen zwei Bilder auf ihren Displays. Links: Ein dunkelhäutiger Junge trägt eine Kette aus Waffenpatronen um den Kopf, sein Gesicht ist verdeckt von Stahl. Rechts: Viele dunkelhäutige Hände beschmieren sich mit hellblauem und pinken Nagellack, es sieht lustig aus. Daneben steht der Satz: iPhone 4 CF. Better Phone. Better World."

Und damit weiter zu Wikileaks, auch diesmal gibts da wieder einiges zu Berichten zum Beispiel auch aus Österreich (mehr dazu aber erst am Ende).
Wie so mancher vielleicht schon mitbekommen hat hat die US Regierung Twitter "gebeten" so ziemlich alle Daten über einige Wikileaks Unterstützer zu übergeben, inklusive Anweisung niemanden (nicht einmal den Betroffenen) davon zu berichten. Was alleine genommen schon Fragwürdig währe, jedoch befindet sich unter diesen Personen auch eine isländische Abgeordnete, dementsprechend fällt auch die isländische Antwort aus.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte (und das ist auch der Grund warum wir davon überhaupt erfahren haben) ist wie Twitter reagiert hat. Im Gegensatz zu Amazon, PayPal, Visa oder Mastercard haben die nämlich nicht einfach nachgegeben sondern sind gegen die Anweisung gerichtlich vorgegangen, zwar müssten sie jetzt dennoch die Daten rausgeben (inkl. aller gemeldeten E-mailadressen, Privatnachrichten und Followerlisten) durften allerdings die Betroffenen zumindest darüber informieren und ihnen somit Möglichkeit geben sich selbst dagegen zu wehren! In diesem Sinne: "Twitter introduced a new feature last month without telling anyone about it, and the rest of the tech world should take note and come up with its own version of it.
Twitter beta-tested a spine.
"
In diesem Zusammenhang sei euch der Vortrag von Nick Merrill beim 27c3 empfohlen, der betrieb einen kleinen InternetServiceProvider in New York und hat sich als erster erfolgreich gegen so eine "Verschwiegenheitsklausel" gewehrt. Und übrigens wurde er von Ron Gonggrijp zum Kongress eingeladen, und Ron hat dort diesmal die Keynote gehalten wo er erwähnt hat dass er seit er im Sommer letzten Jahres mit Wikileaks beim "Collateral Murder" Video zusammenarbeitete in seinem Keller plötzlich Handyempfang hat, Manche Zufälle sind schon etwas auffällig :-).
Ach ja, ich hab da noch was kleines nettes!

Die Zeit hatte ein tolle Interview mit Jean Ziegler, dazu will ich eigentlich nichts sagen, dass spricht eh für sich, deshalb nur ein kurzes Zitat daraus:
Brecht wurde am Ende seines Lebens gefragt: Was hat das alles denn genützt? All die Theaterstücke, die Schriften, dieses Ringen im Exil? Brecht dachte nach, und schließlich sagte er: Ohne uns hätten sie es leichter gehabt.

Dann hab ich da mal 2 kleinere Updates, ersteres zu Stuxnet, der scheint laut New York Times von den USA entwickelt und in Israel getestet worden zu sein. Israel bringt mich auch gleich zum zweiten Update, richtig es geht mal wieder um die Hilfsflotte/Terroristenunterstützer! Einerseits scheint da ein Film sich damit zu beschäftigen, andererseits macht die Türkei da (meiner Meinung nach zu Recht) weiterhin Druck und veröffentlicht nun Details aus deren Untersuchung:
In einem Gespräch mit Journalisten in Istanbul erhob Rende zu Beginn der Woche schwere Vorwürfe gegen die israelische Regierung. Der Angriff auf die Mavi Marmara sei vorbereitet und geprobt worden. Forensische Daten zeigten, dass von "Selbstverteidigung" nicht die Rede sein könne: Eines der Opfer zum Beispiel sei von einem Soldaten, der sich von einem Hubschrauber abseilte, noch aus der Luft durch einen Schuss in den Nacken getötet worden, wie der Einschusswinkel bewies. Alle Leichen seien gewaschen worden, bevor sie den türkischen Behörden übergeben wurden, berichtete Rende.

Ab und an lasse ich mich ja auch gerne mal über diesen Patentwahn aus den Teile der IT-Industrie von Zeit zu Zeit mal befeuern, aber nun wird es einfach nur mehr absurd, da fehlen mir einfach die Worte!
Mit technischem Fortschritt haben Patente auf Software nur insofern zu tun, als sie auf einem neuen Markt als Waffen eingesetzt werden, um dort möglichst viele Anteile zu sichern. Sei es, um den Mitbewerber durch Patentverfahren zu schwächen, sei es, um sich gegen ebensolche Angriffe zu verteidigen, wie es Nokia gerade gegen Apple versucht.

Den Vogel bei der gesamten Patentiererei rund um die Jahreswende aber hat die IT-Supermacht IBM abgeschossen, indem man ein Patent auf Patente beantragte. Genauer gesagt: IBM will sich den gesamten, ziemlich komplexen Prozess von der Einreichung bis zur Verwertungsstrategie von Patenten patentieren lassen.

In Deutschland hat vor einiger Zeit eine Lehrerin einen Schüler als Terroristen angezeigt, allerdings ohne zuvor mit ihm oder dem Schulleiter oder sonst jemanden darüber zu reden!

Ich lese ja besonders gerne ausländische Artikel über Österreich um zu sehen wie man uns denn mit etwas Abstand sieht, und in einem solchen Artikel hab ich mein neues Lieblingswort gefunden: Die Zwetschkenrepublik!!! Auch sonst ist diese Analyse dieser unserer Justiz sehr lesenswert da darin doch viele größere und kleinere Fälle der letzten Jahre schön zusammen gefasst werden.

Auch in den letzten Tagen wurde der "Gesamtbericht über den Einsatz besonderer Ermittlungsmaßnahmen" (=polizeiliche Überwachungen) für 2009 veröffentlicht, und da will ich zwar noch viel dazu sagen, brauch ich aber nicht, das hat der ORF nämlich schon so schön in drei Worte zusammengefasst:
Überwachung mehrheitlich erfolglos

Wie versprochen gibts jetzt noch die "Wikileaks-Austria-Edition".
Das Magazin News scheint sich für Österreich als primärer Ansprechpartner herauszukristallisieren, das berichtet Die Presse zumindest heute. Und eröffnet die veröffentlichungen mit der US Einschätzung zu Strache und der FPÖ, und was soll man sagen, die ist relativ treffend.
Dass Strache meinte, er habe eine "gemeinsame Position mit den USA zu den Muslimen", stieß den US-Beamten offenbar sauer auf, berichtet das Magazin. In ihrem Fazit schrieben die Beamten demnach, dass ein weiterer Dialog mit der FPÖ "wenig Gewinn bringend" sein werde. Speziell Vilimskys "formelhafte Wortmeldungen" würden belegen, dass es der Partei an qualifizierten Führungskräften mangle

Und ganz zum Schluß hab ich noch die inzwischen etablierten Lesetipps, diesmal mit gleich zwei negativ Beispielen. Als erstes zum warm werden "Österreich", aber da will ich eigentlich nichts dazu sagen, auf Behinderte eintetten is schließlich doof! Etwas mehr muss da schon der Spiegel einstecken, die haben ja auch einen gewissen Qualitätsanspruch...
Insgesammt kann man von diesem Artikel über die Linkenchefin Gesine Lötzsch halten was man will, aber ein Absatz darin ist einfach nur lächerlich:
Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der Lötzsch über den Kommunismus spricht, vergisst sie dessen Blutspur. Kein Wort verliert sie über die Opfer des Kommunismus, über die Lager in der Sowjetunion, in China oder in Korea, die alle im Namen des Kommunismus errichtet wurden. Nicht einmal über die Kommunisten spricht sie, die Opfer von Kommunisten wurden.
Wenn man der impliziten Logik diese Absatz folgt dürfte nämlich auch niemand mehr die Kirche positiv berichten ohne sich von deren zahlreichen Verbrechen in den vergangenen 2000 Jahren wie Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Inquisition oder Kindesmissbrauch zu distanzieren, oder auch dem deutschen Staat als solcher ohne von den Naziverbrechen abstand zu nehmen. Und das kann wol kaum ein erstrebenswerter zustand sein...
Der ORF hat mich jedoch mit einem (relativ) gut recherchierten Artikel zum Thema Urheberrecht positiv überrascht.

Montag, 3. Januar 2011

Nr. 14

Der Standard hat zum Jahresende eine tolle Bilderserie mit einigen wunderschönen Weltraumaufnahmen veröffentlicht! Ich könnte mir ja stundenlang solche Bilder ansehen, vor allem beeindruckt mich die Farbenfrohheit mancher Galaxien und Nebel.


Nun denn, wenden wir uns irdischeren Themen zu. Und da wird wohl auch im neuen Jahr noch genug zu Wikileaks rumkommen, so hat die CIA eine Arbeitsgruppe gegründet die sich mit den Wikileaksveröffentlichungen beschäfftigt und auf den (wahrlich treffenden) Namen W.T.F. hört! Ich nehme an das mein Publikum bei dieser Abkürzung sich mehrheitlich nur noch "What the Fuck?" denkt, doch bei der CIA versteht man unter darunter seit kurzem "Wikileaks Task Force", wenn denn diese Ähnlichkeit beabsichtigt wäre würde ich ihnen ja sogar Kreativität zugestehen, doch dass muss leider als nicht gegeben angenommen werden.
Die Berliner Zeitung veröffentlicht einen Appell gegen die Angriffe auf Wikileaks gemeinsam mit der tageszeitung, dem Freitag und der Frankfurter Rundschau.
Darüber wie sehr sich die Realität an die düsteren Szenarien des Cyberpunk annähert hat sich TAZ Autor Daniel Schulz Gedanken gemacht! Grundlegend hat er ja meiner Meinung nach Recht, auch wenn er die Gefärdung Assanges womöglich unterschätzt, denn dass die USA mit Gegnern aller Art nicht gerade zimperlich umgehen ist jetzt nicht gerade etwas neues. Und auch dass man in Europa vor dem Zugriff von CIA oder ähnlichen Organisationen nicht sicher ist wissen wir auch spätestens seit den Fällen Khaled El Masri und Murat Kurnaz!
Und Michael Moore hat einen offenen Brief an die schwedische Regierung geschrieben in dem er auch einige wichtige und richtige Punkte anspricht.

Wann auch immer über besonders gute oder besonder peinliche Beispiele von Journalismus stolpere teile ich dass ja hier gerne mit, mit letzterem kann ich zwar diesmal nicht dienen, aber die TAZ hatte ein bemerkenswertes Interview über investigativen Journalismus mit Seymour Hersh geführt das ich jedem ans Herz legen will.

Offenbar suchen sich diverse Banken nach/in der Wirtschaftskrise neue Betätigungsfelder, so eröffnet die Deutsche Bank ein Casino in Las Vegas. Ich muss gestehen soviel Ehrlichkeit zu gestehen dass ihr Geschäftsmodell zum Großteil aus Glücksspiel bestäht hätte ich Bankern nicht zugetraut. Und als ob das nicht schon irgendwie abschreckend genug währe:
124 Banken haben durch Kredite, Beteiligungen, Aktien und andere Finanzdienstleistungen insgesamt rund 175 Milliarden Euro in die Atomindustrie gesteckt - vom Uranabbau bis zur Endlagerung.

Selten aber doch gibt es auch positives zu berichten: ein nepalesischer Lehrer hat mitten im Himalaya ein Funknetzwerk aufgebaut über das nun 70.000 Menschen ins Internet kommen! Bitte überall nachmachen!
Eher in die Kategorie Kurioses fällt die Verhaftung eines Mafiosos: er hatte sich der Polizei gestellt da ihm das beständige Leben auf der Flucht zu einsam wurde!

Sleep Talkin' Man ist ein Blog der mich immer wieder schmunzeln lässt (und ja, der Name ist Programm!), doch aus eher nicht nachvollziehbaren Gründen scheinen manche Araber ein Problem mit Traumgesprächen zu haben, jedenfalls haben die Vereinigten Arabischen Emirate den Zugriff auf diesen Blog gesperrt:
A reader emailed to let us know that STM has been BANNED in the United Arab Emirates!

Mhhh, kaum ein Beitrag in dem ich nichts über Israel zu berichten habe was aber nicht daher rührt dass ich da immer verzweifelt etwas zu berichten suche. Aber diesmal immerhin mit gemischten Gefühlen...
Einen Nachtrag gibt es zum Angriff auf die Hilfsflotte Ende Mai letzten Jahres: Israel entschuldigt sich nicht für Angriff auf Gazaflotte.
Israel will sich bei der Türkei nicht für den blutigen Angriff auf eine Hilfsflotte für den Gazastreifen entschuldigen. Dies machte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman am Sonntag klar. "Es wird keine Entschuldigung geben. Wer sich entschuldigen sollte, ist die Regierung der Türkei für ihre Unterstützung des Terrorismus", sagte Lieberman. Die Forderung der Türkei nach einer Entschuldigung nannte der ultra-nationalistische Politiker "gewagt".
Was ich von der ganzen Aktion halte brauch ich wohl nicht mehr erwähnen, aber es gibt auch aus dieser Gegend noch (mehr oder weniger) gute Nachrichten: "Nach Einsatz von Tränengas: Demonstrantin in Bilin getötet"
Warum dass eine gute Nachricht ist? Weil ich (und wohl die meisten LeserInnen) ansonsten nicht erfahren hätte dass es da ein palästinensisches Dorf gibt in dem allem Anschein nach die Mehrheit der Bewohner vernünftig sind! Obwohl das bereits der zweite Todefall bei Demonstrationen in dem Ort war hält die Gemeinschaft an einem pazifistischen Vorgehen fest, so werden dort allzu erregte Personen einfach kurzerhand der Demo verwiesen! Auch hier gilt: bitte nachmachen!

Bitte die folgende Meldung mit Vorsicht behandeln:
In Frankfurt wurden anscheinend Mitglieder eines Filmteams mitten in der Nacht in einer Bar von einer Gruppe Polizisten absolut Grundlos krankenhausreif geprügelt. Ich hab dazu leider keine Bestätigung (aber auch kein Dementi) gefunden, und obwohl ich von Ordnungshütern keine all zu hohe Meinung habe (und sie diese auch regelmäßig bestätigen) kommt mir dieser Vorfall unglaubwürdig vor. Denn wenn Polizisten auf einer Demo zu prügeln anfangen ist ja zumindest einigermassen klar wieso, aber hier..? Wenn dazu noch Details auftauchen werde ich das natürlich an euch weitergeben.

Maschek finde ich ja, im Gegensatz zu einem Großteil meiner Bekannten, eher unlustig, aber nichts desto trotz kann ich mit einigen Aussagen im Interview mit dem Standard etwas anfangen, die Highlights:
Teilweise geht er [der Schmäh] schon aus. Wenn ich mir etwa die Abhörprotokolle von ehemaligen Politbonzen durchlese, bin ich schon irritiert, wie nahe die Realität an der Welt ist, von der wir angenommen haben: So dämlich könnte Politik nie im Leben sein. Und das Schlimme ist: Es ist noch dämlicher. Es ist primitiver, es ist hinterfotziger, es ist menschenverachtender.
[...]
Österreich kommt langsam auf Entwicklungsland-Status - ohne Entwicklungsländer schlechtmachen zu wollen. Weit unter jeglichem Niveau, was man in Europa annehmen sollte. Es geht um Ethik der Politiker, die meiner Meinung nach nicht vorhanden ist.
[...]
In Wahrheit ist die Politik wesentlich schlimmer, als die meisten sich das vorstellen können. Das Fernsehen vermittelt den Eindruck: "Der ist ja eh nett." Einer ist ein bisserl dick, der andere grinst ein bisserl dämlich.
[...]
Sie [die österreichische Politik] ist leider gut vorhersehbar, weil österreichische Politik zum Großteil Stillstand bedeutet; man darf keine großen Erwartungen haben. Alles wird ausgesessen - man kommt nicht dazu, daran zu verzweifeln, weil man es leider schon so gewöhnt ist.
[...]
Als Grundregel sollte Satire prinzipiell alles dürfen. Je mehr Geschmacksgrenzen oder gesellschaftliche Tabus ein Witz verletzt, desto besser muss er sein.
[...]
Ich wünsche mir ganz persönlich, dass Politiker, die einfach schlechte Arbeit leisten, von sich selbst sagen: Ich habe in diesem Beruf nichts verloren, ich trete zurück, weil mir zum Beispiel sowieso ein Pharmabetrieb gehört oder ich im Aufsichtsrat eines Energieriesen sitze. Oder Politiker, die es nicht notwendig haben zurückzutreten, weil sie einfach großartig sind.
Vor allem in Bezug auf den letzten Absatz kann ich nur voll und ganz zustimmen!!! Wünsch ich mir auch (schon seit Jahren, leider bisher vergebens)!

Und zum Abschluss gibts wieder ein bischen was unterhaltsames:
Mehr Wünsche fürs neue Jahr(zehnt) (Titel beachten!!!) und sich (gegenseitig) prügelnde Politiker.